Chronik

Wir laden herzlich ein auf eine Reise quer durch 100 Jahre FMG Eschenbach. Leider stehen uns schriftliche Vereins-Unterlagen erst ab dem Vereinsjahr 1947 zur Verfügung. Nichts desto trotz, begleiten Sie uns auf unserem Weg vom weiblichen Bildungsverein zur FMG Eschenbach.

1907

 

Gegründet wurde die heute jubilierende FMG im Sommer 1907 als „weiblicher Bildungsverein“. Die ersten Statuten vermerkten als Vereinsziel: „Der unverheirateten, weiblichen Bevölkerung von Eschenbach und Umgebung Gelegenheit zu bieten, um durch Kurse sich auszubilden und eventuell auf den künftigen Stand und Beruf vorzubereiten.“ Anfangsschwierigkeiten waren vorhanden, da ein Teil der wenigen 23 Mitglieder der einzigen jährlichen Versammlung fernblieb.

Um 1930

Auszug aus dem Jubiläumsbericht von Anny Schmuki-Tomasi zum 75 Jahr Jubiläum zur Zeit um 1930: „Zum Kurswese ischt die religiösi Bildig derzu cho –
monatlich eimol sind d’Fraue zunere Müetteremess cho – und zwar ischt die am Morge am halbi sächsi gsi – und en religiöse Vortrag ischt grad au no debi!!!!!!!!“

1930 bis 1982

Als dritte Präsidentin übernimmt Frau Maria Hegglin-Locher, die Frau des Eschenbacher Dorfarztes, die Geschicke des Frauenvereins - so nennt sich der Verein zu dieser Zeit. Frau Hegglin führt ihre Aufgabe während 45 Jahren als Präsidentin und danach noch während 7 Jahren als Vorstandsmitglied aus.

1947

Neu wird der Verein nun als Frauen- und Mütterverein bezeichnet. Ein besonderer Anlass ist jedes Jahr das beliebte, stets gut besuchte Kaffeekränzli, da zum unterhaltsamen zweiten Teil jeweils die Männer der Mitglieder eingeladen werden. Mit der Zeit wird dann das Kaffeekränzli im Anschluss an die Hauptversammlung durchgeführt und gilt als bestbesuchter Anlass. Die Herren der Schöpfung dürfen oder müssen sich für einen Franken fünfzig jeweils eine Kopfbedeckung erwerben. Mit dem Erlös werden die Unkosten für die Musiker beglichen. Beginn und Schluss wie auch Ablauf des Kaffeekränzlis mit Versammlung werden genauestens festgehalten – Beginn um ½ 5 Uhr nachmittags – Schluss um 1 Uhr – Vesperimbiss: Restbrot, Kaffee, Merenguesschalen – Männer zugelassen ab 8 Uhr.

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Jedes Jahr gehört die Weihnachtsbescherung an bedürftige und kinderreiche
Familien zu den Vereinsaufgaben. Der Vorstand trifft sich jeweils bei der damaligen Präsidentin Maria Hegglin-Locher, um mit fleissigen Händen beim Herrichten und Einpacken der begehrten Weihnachtspäckli zu helfen. Wie so oft bei Unterstützungsangeboten, so ist auch die Weihnachtsbescherung sehr gefragt, musste jedoch häufig im Stillen, resp. in der Dunkelheit überbracht werden. Es finden sich in den vorhandenen Unterlagen keinerlei Hinweise über die Anzahl der Päcklis oder Namen von Personen. Einzig einige Subventionseingabe-Blätter an das Erziehungs-departement des Kantons St.Gallen für eine
„bessere Ernährung und Bekleidung armer Schulkinder“ weisen auf die Hilfe hin. Es darf davon ausgegangen werden, dass noch bis in die 60er Jahre hinein die Bescherung durchgeführt worden ist.

Mai 1947

Ausserordentliche Sitzung des Frauenvereins mit dem Vorstand des Turnvereins zur Gründung einer Damenriege in Eschenbach – Zitat: „Wir können aus grundsätzlichen Erwägungen heraus die eventuelle Gründung einer Damenriege in Eschenbach dem Turnverein nur überlassen, wenn folgende Punkte in die zu schaffenden Statuten aufgenommen werden: Im Vorstand muss der kath. Frauen- und Mütterverein sowie die Jungfrauenkongregation vertreten sein. Als technische Leitung kommt nur eine Frauenperson mit gutem Charakter und einwandfreiem Leumund in Frage. Schauturnen d.h. öffentliches Auftreten in Turnkleidern oder nicht dezenten Kleidern und Wettkämpfe dürfen nicht stattfinden. Diese Bestimmung gilt auch für Veranstaltungen innerhalb vom Verein.“

1948

An der Hauptversammlung 1948 wird beschlossen, dass die Kassierin für den persönlichen Bareinzug des Jahresbeitrages von Fr. 2.-- jeweils eine Entschädigung von 5 % = 10 Rappen pro Jahresbeitrag zugesprochen bekommt. Wie lange diese Regelung Gültigkeit besass, ist nicht fest gehalten.

Programm 1951

Vorschlag zur Gestaltung des Jahresprogrammes: Hauptversammlung – Weissnähkurs oder Knabenkleidernähkurs oder Glättkurs oder Spielwarenkurs – geistliche Versammlungen – Weihnachtsbescherung – Ausflug an Wallfahrtsort.

Der Vorstand legt für die geistlichen Versammlungen folgende Ämter fest: Vorbeterinnendienst und Vorsängerinnendienst.

1957

Bis 1957 wächst die Mitgliederzahl auf 285 Frauen. Gefeiert wird im Juli 1957 das 50 Jahre Jubiläum mit einer Gemeinschaftskommunion um 06.30 h, dem hl. Festamt um 9 Uhr, der Marienfeier um 13.15 h und anschliessend der Festversammlung im Hotel „Sternen“.

1959

Bis zu diesem Datum leitet ein Vorstand bestehend aus: Präses = Hochwürden Herr Pfarrer, der Präsidentin sowie 4 Vorstandsfrauen den Verein. An der Hauptversammlung 59 wird eine Vergrösserung des Vorstandes wie folgt beschlossen: Zusätzlich eine Vorstandsfrau als Vertreterin des Handwerks und der Aussenwachten, eine Vorstandsfrau als Vertreterin des Bauernstandes und eine Vorstandsfrau als Vertreterin des Witwenstandes.

Auch im Jubiläumsjahr 2007 besteht der Vorstand immer noch aus total 8 Vorstandsfrauen. Die Aufteilung spielt jedoch schon lange keine Rolle mehr.

1959

Der alljährliche Altfrauentag findet dieses Jahr im Rössli in Eschenbach statt. Teilnehmen dürfen Frauen und Jungfrauen über 70 Jahre. Serviert wird ein Vesperimbiss zu Fr. 1.50 pro Person. Für die älteren Personen wird zusätzlich noch ein
Altleute-Ausflug angeboten.

1960

Erstmals erscheinen in der Vereinsrechnung Ausgaben für die Hauptversammlung. Die HV 1960 wird verbucht mit einem Minus von Fr. 39.40.

1961

Einkehrtag auf Maria Bildstein. Es nahmen 57 Frauen daran teil. Kosten für die Carfahrt: Fr. 168.--. Kosten für das Mittagessen: Fr. 6.--/Person.

 

1962

In einer Vorstandszeitschrift von 1958 heisst es: „Motoren springen an. Fünf Autocars fahren zum Städtchen hinaus. Kinder laufen weinend hinterher. Einen Augenblick noch hören sie ihre singenden Mütter: „Zyt isch do...“
Ob dies in Eschenbach jeweils auch so dramatisch zu und her ging? Auf alle Fälle gönnten sich z.B. 1962 93 Eschenbacher Frauen einen freien Tag und reisten ins Appenzellerland. Mehr zum Ausflug der FMG unter dem Jahr 2006.

Vorstands-sitzungen

Hochwürden, Herr Pfarrer, leitete die Vorstandssitzungen wie auch die Hauptver-sammlung während vielen, vielen Jahren. Einzig der Jahresbericht wurde von der Präsidentin verlesen. Die Vorstandssitzungen wurden über viele Jahre eingeleitet mit einer geistlichen Schulung – selbstverständlich ausgeführt durch den Präses Herrn Hochwürden. Dabei wurden oft auch unterstützende Gebete ausgesprochen. So z.B. im Mai 1963 für gutes Gelingen des geplanten Kindergartens oder im November 1963 einGebet für die leidgeprüfte Mitschwester Jacqueline Kennedy.

1964

Erstmals wird die Durchführung eines Kochkurses für Frauen erwähnt. Als Kursleiter stellt sich Küchenchef Ruedi Wapf, Restaurant Hirschen, Ermenswil, zur Verfügung. Es nehmen 144 Frauen am Kochkurs teil; dies entspricht einem Drittel der Mitglieder!!!.

1966

Angeboten werden zusammen mit dem kath. Volksverein Elternschulungsabende. Zur Diskussion standen folgende Themen: Generationenproblem Jung und Alt - Jugendkriminalität - Ist mein Kind schulreif? - Themen auch für die Zeit nach dem 100 Jahr Jubiläum????

1966/1968

Und nochmals zum Kursangebot: 1966 besuchen 74 Männer einen Kochkurs und bezahlen einen Kursbeitrag von Fr. 3.--. 118 Frauen absolvieren 1968 einen Kosmetikkurs gegen eine Entschädigung von Fr. 2.--.

20.5.1970

Die Neuzugezogenen der Gemeinde werden u.a. vom Vorstand des Frauenvereins zu einem Info-Abend eingeladen. Es scheint sich dabei um sehr wissbegierige NeueinwohnerInnen gehandelt zu haben. Der Abend wurde erst aufgelöst mit dem Eintreffen der Polizei und dem Aussprechen einer Busse infolge Nichteinhaltung der Polizeistunde.

1977

Während vielen Jahren bietet die FMG, resp. die Präsidentin, für Kinder in ihrem Eigenheim in Neuhaus Kurse für Weihnachtsgeschenke an. Die Nachfrage ist
riesengross. So basteln im Advent 1977 sage und schreibe 130 Kinder Weihnachts-geschenke bei Anny Schmuki-Tomasi.

1982

Im Oktober 1982 kann das 75-jährige Bestehen der FMG vormittags mit einem Festgottesdienst in der Pfarrkirche und nachmittags mit einer Jubiläumsfeier in der Aula Kirchacker gefeiert werden. Die damalige Präsidentin, Anny Schmuki-Tomasi, schwärmt in ihrem Jahresbericht: „So wämmer zäme echli rückwärts gschaue – was sie so alls gleischtet händ, üseri Fraue – ich chan eu nur säge, es ischt rächt viel – wett mer alls uffzelle, mer chäm a keis Ziel – drum han ich nur so s’Wichtigscht drus use gnoh – suscht wür üsi Fiir bis Morn Morge goh…“

1982

Aus dem im Jahr 1982 gegründeten MuKi-Team (Mütter-Kinder-Team) sind im Lauf der Jahre einige Anlässe hervorgegangen, die mittlerweile Tradition geworden sind. Z.B. das Chasperlitheater, der Flohmarkt für Kinder oder der Räbeliechtliumzug. Auch auf Initiative der jungen Mütter werden von Anfang an das MuKi-Turnen sowie kirchliche Chinderfiire angeboten. Dem Bedürfnis entsprechend kommen im Jahr 1993 die Krabbelgruppe und dann 1996 die Gründung einer Spielgruppe hinzu. Die Untergruppe nennt sich seit einiger Zeit Familientreff, um bewusst nicht nur Mütter, sondern Familien anzusprechen.



Vorgängig des MuKi-Teams wurde von 1975 bis 1980 eine Kontaktgruppe/Arbeits-gruppe Mütter kleiner Kinder inklusive Turnen für Mutter und Kind geführt. Die Kontaktgruppe bot ein separates Programm an und nahm an den FMG-Vorstands-sitzungen teil. Infolge mangelnder Teilnahme an ihrem Programm wurde die
Gruppe im Jahr 1980 aufgelöst.

1991

In diesem Jahr wird nach einer längeren Pause wieder eine Börse, eine Skiartikel-börse durchgeführt. In den folgenden Jahren wird die Börse ständig ausgebaut und zweimal jährlich findet Frau interessante, günstige Angebote. Auf Initiative von Ursi Bächtiger beginnt 1993, zeitgleich mit der Börse, die Sammlung von Kleidern, Schuhen, Spielzeug und Haushaltsgegenständen für das verarmte Rumänien. Aus mangelndem Interesse muss 2006 die Börse abgeschafft werden. Die Rumäniensammlung soll aber weiterhin alljährlich stattfinden. Zusätzlich wird Hermann Rauber, der unermüdlich grossartige Arbeit für die Menschen in Rumäniens verarmten Regionen leistet, mit der Weihnachtspäckliaktion unterstützt.

1999

Dank dem Raumbedürfnis der Spielgruppe kann der Verein in diesem Jahr zum ersten Mal eigene Räume im ehemaligen Altersheim und heutigen Wohnhaus an der Rapperswilerstrasse 10 beziehen. Mit dem Umzug im Jubiläumsjahr 2007 ins ehemalige Gemeindehaus wird die Spielgruppe definitiv zu einem nicht mehr wegzudenkenden Angebot der FMG.

1999

Im Dezember 1999 erlebt die Pfarrei Eschenbach und mit ihr die FMG dunkle Momente. Nach einem feierlichen gemeinsamen Rorategottesdienst am 8. Dezember stirbt Pfarrer Josef Stillhart völlig unerwartet an einem Herzversagen. Der Verein verliert durch ihn einen einfühlsamen toleranten geistlichen Begleiter. Noch im selben Monat, am 29. Dezember, muss auch vom ehemaligen langjährigen Begleiter, Pfarrer Stefan Blöchliger, Abschied genommen werden.

2006

Der Jahresausflug erfreut sich nach wie vor grosser Beliebtheit. So lassen sich in diesem Jahr 73 Frauen auf dem Rhein nach Basel schleusen. Zuhause werden heute die hoffentlich nicht mehr weinenden Kinder (siehe 1962) oft von ihren Vätern vorbildlich betreut.

Und zum Schluss:

2007

Viel hat sich in diesen 100 Jahren weltweit und in Eschenbach verändert. So ist der Jahresbeitrag von einst Fr. 2.-- (bis 1960) angestiegen auf Fr. 15.--. Die Mitgliederzahl hat sich von 23 Frauen im Gründungsjahr auf rund 600 Frauen erhöht. Die Frauen- und Müttergemeinschaft ist aus einer zarten Knospe zu einer jährlich wieder blühenden, stolzen Pflanze gewachsen. Unser Dank gebührt unseren Vorgängerinnen in der Vorstandsarbeit für ihren unermüdlichen Einsatz. Wir nehmen den Elan und die Motivation in das nächste Vereinsjahrhundert mit. Ein spezieller Dank sei unseren rund 600 Mitgliedern zugesprochen. Sie tragen unseren Verein hinüber in die nächsten 100 Jahre – vielen Dank!